Berichte aus den Medien über Gräueltaten der IS oder aus anderen Krisen-und Kriegsgebieten lassen niemanden kalt. Das nimmt manch einen so mit, dass er auch schon mal wegschaltet. Es ist sicher auch gesund, sich nur soviel zuzumuten, wie man gerade tragen kann.
Eine ganz andere Qualität bekommt das Ganze, wenn Flüchtlinge in den Stadtteilen ankommen.
Da sieht man die Menschen hautnah. Hier kann man die Augen nicht mehr verschließen. Zunächst ist viel Skepsis zu spüren. Angst vor dem unbekannten. Aber auch Angst vor kriminellen Übergriffen. Von solchen Übergriffen zu berichten, war für die Medien eine Zeit lang Thema Nummer eins.
Hierbei zu differenzieren, können oder wollen einige Menschen nicht. Es ist bekannt, dass es eine sehr kleine Gruppe von überwiegend Jugendlichen gibt, die im hohen Maße kriminell und gewaltbereit sind. Jede Straftat ist eine zu viel. Es ist mit allen erzieherischen Mitteln zu versuchen, dem vorzubeugen und mit allen per Gesetz zur Verfügung stehenden Mitteln Übergriffe zu ahnden.
Und schon passiert es wieder, dass diese kleine Gruppe den Raum einnimmt, den ich ihr eigentlich gar nicht geben möchte.
Was passiert dadurch mit den anderen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen? Die Vorurteile werden geschürt. Weil jemand männlich, jugendlich und alleine auf der Flucht ist, gehört er zu einer Gruppe, der Misstrauen entgegentritt.
Wie letzt bei der Beiratssitzung in Borgfeld. Dort wurden Wünsche geäußert, lieber Familien im Stadtteil aufzunehmen. Die Wünsche kamen überwiegend von Eltern mit kleineren Kindern, die Angst haben, ihre Kinder nicht schützen zu können. Alle Eltern wollen ihre Kinder schützen. Auch die Eltern dieser jugendlichen Flüchtlinge, denen sie teilweise gerade aus dem Grunde zur Flucht verholfen haben.
Sicher ist es nicht möglich, sich wirklich in die Situation von Menschen in Krisengebieten zu versetzen. Ich versuche es trotzdem. Selbst bin ich Mutter eines 17-jährigen Sohnes. Wenn es in diesem Land keine Sicherheit und nur ungewisse Zukunft gäbe, würde ich sicher versuchen, mit der ganzen Familie zu fliehen. Besteht dafür keine Möglichkeit, würde ich ihn schweren Herzens allein ziehen lassen. Voller Sorge. Und voller Hoffnung, dass er an einem anderen Ort Menschen findet, die ihn warmherzig aufnehmen. Wie schrecklich ist die Vorstellung, dass ihm Hilfsbereitschaft verwehrt wird, weil er ein Junge im gewissen Alter ist.
Was können wir aber tun, um auch diesen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein Leben in Frieden zu ermöglichen? Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die scheinbare Ablehnung nach dem Kennenlernen legt. Sport ist dafür sicher ein gutes Mittel. Oder feuert man einen Spieler aus seiner Lieblingsmannschaft nicht an, weil er nicht in Deutschland geboren wurde?