Persönliches

persoenliches_1Nach einer behüteten Kindheit zog ich mit 17 Jahren von zu Hause aus, heiratete mit 18 und wurde mit 20 geschieden.
Meinen 2. Ehemann Gero Kettler lernte ich 1986 kennen. Wir haben 2 Söhne. Beim 1. Sohn, der 1992 geboren wurde, teilten wir uns die Erziehungszeit. Wir pausierten beide jeweils ein halbes Jahr. Mein Mann vom Jura Studium, ich von der Arbeit in der Bank.
Zur Geburt unseres 2. Sohnes 1996 hörte ich ganz auf zu arbeiten, war „nur noch“ Hausfrau und Mutter. Diese Zeit dauerte viel länger als geplant.

Der 11. März 1997 hat unser ganzes Leben verändert.
Für unseren älteren, damals vierjährigen Sohn, erfolgte die Diagnose „Metachromatische Leukodystrophie“.

Leben mit der Diagnose Leukodystrophie:
Unser älterer Sohn hatte sich in der letzten Zeit verändert. Lag es an der Geburt des Geschwisterkindes? Gleichzeitig stand mein Mann kurz vor dem 2. Staatsexamen. Wir waren mit vielen Dingen beschäftigt. Das kann ein Kind schon im Verhalten beeinflussen.
Die Untersuchungen ergaben, dass Christian unter Metachromatischer Leukodystrophie leidet. Eine unheilbare Stoffwechselkrankheit, die zum Verlust aller Fähigkeiten, wie Laufen, Sprechen, Essen etc. und zum frühen Tod führt. Geschätzte Lebenserwartung: 8-10 Jahre nach Diagnosestellung.
Das Leben geht trotzdem weiter.
Mein Mann trat seine Stelle als Rechtsanwalt an und ich war fortan mit 2 Kindern den ganzen Tag beschäftigt, die sich unterschiedlicher nicht entwickeln können.
2 fröhliche Kinder. Das eine lernt jeden Tag Dinge dazu, das andere verlernt alles wieder.
Schon nach einem halben Jahr konnte Christian nicht mehr laufen. Von einem Tag zum anderen nicht mehr frei sitzen, den Kopf nicht mehr halten. Ein weiteres halbes Jahr später folgten epileptische Anfälle und er musste über eine Sonde ernährt werden.
Die Tage vergehen in solchen Zeiten schnell, haben nicht genug Stunden.
Unsere Wohnung im 3. Stock war nicht mehr geeignet, wir zogen in ein Haus in Borgfeld, was später behindertengerecht umgebaut wurde.

Gleichzeitig versuchte ich mich mit der Situation zu arrangieren, gründete eine Selbsthilfegruppe für Mütter mit behinderten Kindern, wurde Schulelternsprecherin des Förderzentrums, an dem Christian eingeschult wurde und später auch Sprecherin für Sonderpädagogik im Zentralelternbeirat (2004-2010). Hier setzte ich mich besonders für Inklusion ein und beteiligte mich an der Gründung des Vereins „Eine Schule für Alle Bremen e.V.“
Seit dieser Zeit setze ich mich leidenschaftlich für gute und gerechte Bildung für alle ein.
Ebenso machte ich meine Erfahrungen als Mutter eines behinderten Kindes zu meinem Beruf. 2008-2013 war ich Koordiantorin für Ambulante Hilfen beim Martinsclub Bremen e.V., einem Träger der Behindertenhilfe. Nach meinem Ausscheiden 2013 wurde ich Mitglied im Aufsichtsrat.

1999 schlossen mein Mann und ich uns dem Verein Kinderhospiz Löwenherz an. Dort waren wir im Laufe der Zeit in vielen Gremien vertreten, um die Eröffnung eines Kinderhospizes zu verwirklichen. Seit 2003 steht das Haus in Syke. Ehrenamtlich war ich im Elternrat und im Vereinsrat aktiv.
Mein Wunsch war es, nicht nur für 28 Tage im Jahr eine Entlastung für die Familie und Begleitung des Sterbens zu schaffen. Unterstützung im Alltag ist für Familien mit lebensbegrenzt erkrankten Kindern ganz wichtig.
In Bremen, im Stadtteil Schwachhausen wurde der „Ambulante Kinderhospizdienst Löwenherz“ eingerichtet. In dem zugehörigen Arbeitskreis „Ambulant“ wirke ich mit. Außerdem gab ich den Ehrenamtlichen jedes Lehrgangs bei einem Schulungsabend Einblicke in das Leben mit einem schwer kranken Kind.
imageUnser Sohn starb im Februar 2014 im Alter von 21 Jahren.              17 Jahre davon mit schwerer Krankheit, behindert und pflegebedürftig.
Mein Wunsch ist es, das Thema „Sterben, Tod und Trauer“ ins Leben zu holen. Ein selbstverständlicher Umgang und notwendige Hilfen, wie Palliativ- und Hospizbegleitung sind wichtige Anliegen für mich.

 

Politischer Werdegang

Eigentlich habe ich mich nie für Politik interessiert –dachte ich.
Meine Arbeit im Zentralelternbeirat war motiviert durch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Gerade Eltern mit behinderten Kindern sind oftmals nicht in der Lage für eine gute Beschulung zu kämpfen. Zu viele Baustellen, zu viele Abhängigkeiten vom guten Willen anderer. Das war meine Veranlassung, mich für andere Eltern einzusetzen. Als ich mit der Elternarbeit anfing, war Willi Lemke Bildungssenator- außer Lippenbekenntnissen war von ihm kein Engagement für die Beschulung behinderter Kinder zu erwarten. Da war mit der damaligen bildungspolitschen Sprecherin der Bremer Grünen, Anja Stahmann ganz anders zu reden. Die Grünen waren zu der Zeit in Bremen einzige Oppositionspartei bei einer Koalition aus SPD und CDU. Anja Stahmann hat mich mit ihrer Art so beeindruckt, dass ich es in Erwägung zog, bei den Grünen einzutreten. Damit habe ich dann aber bis 2007 gewartet.

Die Grünen überzeugen mich insbesondere mit der toleranten Haltung. Vorurteilsfrei gegen jeden – nur so kann es zu einer besseren, lebenswerteren Welt führen.
Von 2011-2015 war ich Mitglied im Ortsbeirat Borgfeld, Sprecherin für den Ausschuss „Bildung, Soziales, Sport und Kultur“ und Fraktionssprecherin der Borgfelder Grünen.
Borgfeld ist ein ländlich geprägter Ortsteil in Stadtrandlage. Die Mischung aus Landwirtschaft und zwei Neubaugebieten macht einen besonderen Reiz aus. Durch den großen Zuwachs an jungen Familien ist die Versorgung mit ausreichend Krippen-, Kita-, Hort- und Schulplätzen eine Dauerbaustelle. Da war mein größtes Aufgabengebiet in der Beiratsarbeit. Meine feste Überzeugung ist, dass es jedem Elternteil ermöglicht werden muss, einer Berufstätigkeit nachzugehen, unabhängig von der finanziellen Situation. Dafür müssen bedarfsgerecht Betreuungsplätze bereit stehen.Während meiner Beiratstätigkeit ist es gelungen, für beide Grundschulen in Borgfeld den Zuschlag zur „Offene Ganztagsschule“ zu erhalten. Die Versorgung mit Kita- und Krippenplätzen ist uns duch große Anstrengungen bedarfsdeckend gelungen.

Ebenfalls von 2011-2015 war ich Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik der Bremer Grünen.   Von 2013-2015 war ich  Beisitzerin im Landesvorstand der Bremer Grünen und Delegierte zur Bundesarbeitsgemeinschaft Bildungspolitik. Im Mai 2015 kandidierte ich auf einem nicht aussichtsreichen 19.Platz für die Bremische Bürgerschaft. Für die Kandidatur gab es unterschiedliche Gründe. Einer davon war, dass der Wahltag auf den 10. Mai fiel, den Geburtstag meines verstorbenen Sohnes.  Im Juli 2015 habe ich meine parteipolitischen Aktivitäten für die Bremer Grünen beendet und blicke auf 4 Jahre zurück, die intensiv und lehrreich waren. Im September 2016 Parteiaustritt.